Besuch der Quer-WM in Tabor – Tschechien


Bereits zum 33. Male organisierte Roland Woodtli, Safenwil die Reise an eine Rad-Quer-WM. Diesmal führte diese mit dem Born-Car nach Tschechien. Bereits frühmorgens fanden sich zwei Dutzend Radsportfreunde aus der näheren und weiteren Umgebung in Safenwil ein, um die lange Reise unter die Räder zu nehmen. Nur wenige nahmen erstmals daran teil, bei den meisten der Anwesenden handelte es sich um langjährige WM-Besucher.

Bei Schnee und Regen ging es bald einmal los Richtung Zürich-Schaffhausen und Stuttgart. Nach dem Mittagshalt in Ansbach gelangten wir vorbei an Nürnberg und Plauen nach Chemnitz. Gegen Abend trafen wir in Dresden ein und hatten noch ein wenig Zeit, um die Umgebung näher auszukund-schaften. Dass es dort in der Kutscherschänke nahe beim Elbufer ein Feldschlösschen-Bier gibt, wussten nur die Wenigsten. Reiseleiter Roland wusste über Vieles Bescheid und führte uns überall hin, wo es etwas Interessantes zu sehen gab. Nach einem mundenden Nachtessen ging es zu einem Glas Glühwein bei der öffentlichen Eisbahn am Striezel-Markt. Nach einigen Schleckereien war es wiederum Zeit, um in die Federn zu steigen.

Nach dem Frühstück führt uns die Fahrt weiter durch das verschneite Erzgebirge. Einmal mehr verschmolzen Sport und Kultur. Ueber viele Hügel und durch tiefe Wälder führte uns Chauffeur Kari über Colmnitz (Stracoland) nach Neuhausen, wo wir das Nussknacker-Museum besuchten. Dort sahen wir jede Menge der tollen Holzfiguren und dies in jeder Grösse, ebenso war ein Stuhl-Museum angegliedert. Bald einmal gelangen wir ins Spielzeugdorf Seiffen. Nach einem noch feineren Essen im Landgasthof zu Heidelberg und einem köstlichen Köstritzer Schwarzbier waren wir auch kulinarisch auf dem Laufenden. Gleich nebenan lagen das Fabrikationsgebäude und Verkaufsladen von Kunst-handwerk Eva Beyer. Hunderte von Holzfiguren, Spielzeugen und Rauchermänner sowie die bei uns besser bekannten Weihnachts-Pyramiden säumten die Regale. Bei der Besichtigung konnten wir sehen, wie innert weniger Sekunden aus einem Rohling aus Lindenholz ein Torso, ein Kopf oder Arme und Beine der Figuren gedrechselt wurden. Wir erfuhren, wie viele Teile es braucht und wie oft diese in die Hand genommen werden müssen, bis eine Figur entsteht. Das Holzhandwerk hat im Erzgebirge eine lange Tradition und ist oft nebst dem Tourismus die einzige Verdienstmöglichkeit.

Gegen Abend erreichten wir im Schneesturm Prag, die Hauptstadt von Tschechien. Eine kalte Bise lud nicht gerade zum Ausgang ein und so blieben wir im Hotel Don Giovanni an der Bar hängen. Am andern Morgen nahmen wir nur die Stiefel, Pullover, Jacke und Mütze mit, denn es ging endlich nach Tabor. Rund 90 km von Prag entfernt, war diese Kleinstadt bereits zum dritten Male Austragungsort von Querfeldein-Weltmeisterschaften. Die Eingangskontrolle war rigoros, wurden doch selbst Plastik-Getränkeflaschen nicht durchgelassen. Dafür waren die Preise für Verpflegung und Getränke günstig. Kaum zu glauben, wie viel Bier die originell gekleideten belgischen Fans bereits am Morgen trinken konnten. Im Gegensatz zu den Rowdies an Fussballspielen war hier die Fangemeinde vorbildlich. Am selben Tisch sassen Schweizer, Franzosen und Italiener, Holländer und Belgier und teilten sich Brot und Salami, Wein, Bier und Kafi fertig aus dem Speiseträger der Armee.

Im ersten Rennen massen sich die Junioren über 40 Minuten. Nach einem ultraschnellen Start zog sich das Feld immer mehr in die Länge. Zum Leidwesen von uns fielen die Schweizer ein wenig zurück. Einzig Johan Jacoobs konnte sich achtbar klassieren. Mehr lag wegen Defekt und Sturz nicht drin. Schneefall und grosse Kälte prägten den Tag. Dies schien jedoch den Dänen Simon Andreassen nicht zu beeindrucken, denn noch vor Rennhälfte zog er auf und davon. Als Weltmeister bei den Mountainbikern hatte er auf der technisch anspruchsvollen Strecke das Rüstzeug dazu. Mit einer starken Fahrt gelang es ihm, einen klaren Sieg vor dem belgischen Favoriten Eli Iserbyte und dem Holländer Max Gulichx einzufahren.

Im Rennen der Frauen waren keine Schweizerinnen am Start, so drückten wir halt der uns bekannten Südtirolerin Eva Lechner die Daumen. Dies jedoch nur ein paar Sekunden lang. Nach wenigen Metern stürzte die als Favoritin gestartete kleine Italienerin auf dem glitschigen Terrain, jedoch ohne sich zu verletzten. Pech war nur, dass Ihr eine Mitkonkurrentin übers Rad fuhr und sowohl Wechsel, als auch Hinterrad beschädigt wurden. Nach einem Fussmarsch über viele hundert Meter zum einzigen Posten konnte sie das Rad wechseln und das Rennen an letzter Stelle wieder aufnehmen. Wir waren gespannt, wie weit sie sich noch nach vorne arbeiten konnte und fieberten mit. Derweil ging vorne die Post ab. Die Belgierinnen und Französinnen bekämpften sich mit einer Britin und den tschechischen Fahrerinnen. Pauline Ferrand Prevot, die junge französische Weltmeisterin auf der Strasse und mit dem Mountainbike erwischte einen Supertag und war immer an der Spitze anzutreffen. Erst ein Ausrutscher der Belgierin Sanne Cant kurz vor dem Einbiegen auf die Zielgerade ermöglichte es der nachmaligen Siegerin, den Spurt voll durchzuziehen. Knapp dahinter schaffte es die mehrfache holländische Weltmeisterin Marianne Vos ehrenhaft als Dritte ein weiteres mal aufs Podest.

Am ersten Tag durften wir hochstehende Rennen erleben. Es geht nicht mehr um Minuten, es geht um Sekunden. Der kleinste Ausrutscher genügt, um zurück zu fallen. Im Vorteil war auch, wer die Hürden überspringen konnte und nicht absteigen musste. In den steilen und morastigen Aufstiegen war es wichtig, die Ideallinie zu erwischen, denn wer hier vom Rad musste, konnte den dadurch einge-handelten Rückstand nur mit viel Einsatz und Kraftverschleiss oder gar nicht wieder aufholen.

Zurück in Prag nahmen wir das Nachtessen ein und anschliessend durfte Reiseleiter Roland drei Ehrungen vornehmen. Für 25 Jahre WM-Besuch durfte Gattin Erika, für 15 Jahre Tochter Andrea und für 10 Jahre Beat Vogel ein Präsent überreicht werden. Anschliessend hatten wir für einmal mehr Zeit, um Prag anzusehen. Nach zwei Irrfahrten im Tram gelangten wir mit der U-Bahn doch noch zum   216 m hohen Fernsehturm. (Žižkov Turm). Von der höchsten Aussichtsplattform in Tschechien war uns eine atemberaubende Aussicht über die beleuchtete Stadt gegönnt. Der Fernsehturm, der letzte kommunistische Monumentalbau in Prag, wurde erst Anfang der 90-er Jahre fertiggestellt und ist ästhetisch gesehen fragwürdig - aber über Geschmack lässt sich nicht streiten. Eindeutig ist die markante Form mit den Babys von David Černý einmalig. Und der Turm selbst kann als der höchste jüdische Grabstein der Welt gelten, da ein sich dort vorher befindlicher jüdischer Friedhof zerstört wurde, um den Turm zu bauen. Die Aussicht war es wert, dort einige Zeit zu verbringen - das ist kein Problem, da die Aussichtsebene genügend Sitzgelegenheiten bietet. Was die Fenster betrifft, so sollte man realistisch sein: diese sind doppelt verglast und wer putzt in 93 m Höhe ständig Fenster ?

Anderntags führte uns die Reise nochmals nach Tabor. Die Titelkämpfe der U23 und der Elite standen auf dem Programm. Der Zuschaueraufmarsch war noch einmal gestiegen. Jeder Meter entlang der Strecke war hart umkämpft und man suchte sich den besten Platz aus. Wir erwischten einen sonnigen Tag und konnten in der Rennpause sogar draussen sitzen bleiben.

Am Morgen fuhren die U23 in einem schnellen Rennen um den Titel. Die Schweizer Fabian Lienhard und Andri Frischknecht waren zwar als Aussenseiter gestartet, hielten aber zu Beginn gut mit. Erst die verschiedenen Tempoforcings der Belgier und Holländer splitterten die grosse Gruppe immer mehr und mehr auf. Schlussendlich siegte Michael Vanthourenhout aus Belgien vor seinem Landsmann Laurens Sweeck und dem Holländer Stan Godrie.

Beim Hauptrennen der Elite stieg der Lärmpegel nochmals an. Mit einem schnellen Start kam das gesamte Feld auf die erste Wiesenpassage und zog sich bald in die Länge. Kaum zu glauben, dass in den ersten acht Rängen gleich sechs blau-gelbe Belgier vertreten waren. Von den Schweizern hielten die Welschen Julien Taramarcaz und Arnaud Grand gut mit, ebenso Marcel Wildhaber. Nur Simon Zahner musste wegen einigen Stürzen abreissen lassen. Gegen Rennmitte holte er jedoch Fahrer um Fahrer ein, um sich schlussendlich doch noch als zweitbester Schweizer zu klassieren (16.) Im Gegensatz zu Schweizermeister Taramarcaz, der gegen den Italiener Aurelio Fontana den Sprint um den zehnten Rang knapp verlor, musste Arnaud Grand für seinen Effort büssen und fiel noch weit zurück. An der Spitze zog der Holländer Mathieu van der Poelregelmässig seine Runden. Lange sah es nach einem holländischen Doppelsieg aus, doch sein Landsmann Lars van der Haar musste sich noch vor der Zielgerade vom Belgier Wout van der Aertein- und überholen lassen. Die weiteren Belgier klassierten sich geschlossen auf den Rängen vier bis sieben und gewannen damit überlegen das Nationenklassement vor Holland und der Schweiz. Die Jugend hat gesiegt, hätten doch alle der drei Medaillengewinner altershalber noch bei den U23 starten können.

Sofort nach dem Rennen machten wir uns auf die Weiterfahrt nach dem österreichischen Linz. Da das Steigenberger Hotel ein wenig ausserhalb des Stadtkerns lag, konnten wir nicht mehr viel besichtigen. Wir wurden erneut kulinarisch verwöhnt. Anderntags traten wir bei starkem Schneefall die Heimfahrt an. Bis München ging alles gut. Im Hofbräuhaus konnten wir uns nochmals verköstigen und die einmalige Ambiance mit einer bayerischen Kapelle geniessen. Die Weiterfahrt verlief nur kurze Zeit reibungslos, dann gerieten wir wegen Schneeverwehungen und Unfällen in einen Stau, der sich auch nach mehreren Stunden nicht auflösen wollte. Erst gegen Mitternacht überquerten wir die Schweizergrenze und trafen müde, aber voller Erlebnisse noch viel später zu Hause ein.

Mit dem Dank an Organisator Roland Woodtli und Chauffeur Kari Zimmerli sehen wir mit Spannung und Vorfreude der nächsten Fahrt entgegen.

Im Namen aller ReiseteilnehmerInnen                               Stephan Kainersdorfer

 

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